Henri Luja: der Schöpfer des Nachkriegsgartens im „französischen Stil“

Rekonstruktion und Sanierung des Parks

Der vom Architekten Nicolas Wagener aus Echternach angelegte Stadtpark (1924) ist im Laufe der Ardennenoffensive im Winter 1944/45 verwüstet worden. Der Rokoko-Pavillon ist auch ruiniert.

Ab 1946 ist der Stadt- und Landschaftsplaner Henri Luja (1899-1977) für die Neugestaltung des Echternacher Parks verantwortlich. Er entscheidet sich für eine ästhetische Lösung, die sich dem Geist der Entstehungsepoche des Pavillons nähert, indem er von Grund auf einen Garten im „französischen Stil“, wesentlich aus der Spätphase der Régence- und Ludwig-XV.- Ära, entwirft. Es handelt sich um ein seltenes Beispiel des verspäteten Historismus in der europäischen Gartenkunst.

In der Art, wie er das Hauptparterre zwischen Pavillon und Brunnenbecken (das er als „rond d’eau“, Wasserrondell bezeichnet) ausrichtet, behält er vom Park der 1920-ger Jahre zunächst die zentrale Kompositionsachse bei. Dazu schafft er eine zweite Nebenachse, die vom Wasserrondell in Richtung Sauer verläuft, indem er dort ein sekundäres Parterre anlegt.

Trotz der völligen Neugestaltung des Parks achtet Henri Luja darauf, eine bestimmte Anzahl von Bäumen, die den Krieg unversehrt überlebt haben, zu erhalten und zu integrieren. Die neue Lindenallee entlang der Sauerschleife übernimmt die Idee von Nicolas Wagener, den Park zur Landschaft des Sauertals hin zu öffnen. 

Das neue Parkprojekt zielt darauf hinaus, einerseits die räumliche und visuelle Verbindung zwischen dem Park und der alten Abtei wiederherzustellen, andererseits den Park in den städtebaulichen Rahmen von Echternach zu integrieren.

 

Der „französische“ Garten

Die Gartenanlage hebt den Rokoko-Pavillon mit zwei Parterreflächen, die von Bosketten (Lustwäldchen) gerahmt werden, hervor. 

Die beiden Parterre, deren Achsen sich um das Wasserrondell artikulieren, sind gemäß der Terminologie des 18. Jahrhunderts auf „englische Art“ („à l’angloise“) konzipiert, d.h. der  mittlere Rasenteppich ist seitlich und an den Enden von Blumenrabatten umgeben.

Das Kopfende des Hauptparterres, das sich in der Nähe des Pavillons befindet, wird betont mit einer Steinvase und einer „Broderie“ (= Stickerei) aus Buchsbaumhecken

in Form einer „Palmette“ (oder Muschelmotiv).

Die Parterrebeete sind umgeben von „geschmückten“, sogenannten „englischen“ Bosketten („bosquets parés, ou bosquets à l’angloise“), deren Außenkanten von schulterhoch geschnittenen Hecken (Hainbuchen) begrenzt, und von Baumreihen (Rosskastanien) begleitet sind.

An den Wegekreuzungen sind Gartensäle („salles de verdure“) angelegt, und im Innenbereich der Boskette befinden sich zwei Heckenräume („cabinets de verdure“).

Henri Luja gelingt es eine recht begrenzte Fläche des Parks durch ein komplexes Wegenetz zu beleben, und so eine Illusion von Weite zu erzeugen. Außerdem entsteht durch den Hell-Dunkel-Kontrast zwischen den Parterrebeeten und den Hainen ein Tiefeneffekt.

Der Echternacher Park ist ein bemerkenswertes spätes Beispiel des „französischen Stils“ aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.        

Vorentwurf von Henri Luja, 5. Mai 1946

Henri Luja, Planung der Achsen, 1949

Hauptparterre (Detail)

Postkarte, um 1950

Neuordnung des Parks im Geist des 18. Jahrhunderts (Detail)

Hauptpavillon vom oberen Plateau der Treppe des Pavillons aus gesehen, um 1950–55

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