Stil und Typologie der Parterre
Die zwei Parterre des Parks sind vom Architekten Henri Luja im Geist des 18. Jahrhunderts entworfen worden.
Die beiden Gartenparterre, die an das runde Brunnenbecken („rond d’eau“) andocken, sind in der Art eines „Parterre auf englische Art“ („parterre à l’angloise“) gestaltet, d.h. mit einem großen Rasenteppich, der umgeben ist von Blumenrabatten, die von zierlichen Buchsbaumbändern gerahmt sind. Der Name bezieht sich auf England, wo diese Parterreform im 18. Jahrhundert in Mode kam.
Technische Begriffe und Ornamente der Parterre
„Plate-bande“ (Rabatte, Randbeet)
Die Säuleneiben ( Taxus ‘fastigiata‘), die in regelmäßigen Abständen die „Plates-bandes“ (Blumenrabatten) entlang der Wege in Echternach säumen, sind unter Formschnitt gehalten.
„Broderie“ (Stickerei) und „Sables“ (mineralische Farbtöne)
Die „sables de couleur“ (farbigen Sande) bezeichnen allgemein die mineralischen Teile eines Parterreentwurfs. Es handelt sich sozusagen um den farblichen Hintergrund für die darauf gestickte „Broderie“ der Pflanzen. In Echternach wird lediglich rotes Ziegelmehl verwendet, das sich farblich von der Pflanzenbroderie absetzt.
„Palmette“ (Muschelpalmette) und „Rinceaux“ (Rankenornament)
Das zentrale Motiv der „Broderie“ am Kopfende des Parterres besteht aus einer „Coquille“(Muschel), auch noch „Palmette“ (oder Muschelpalmette) genannt, deren fünf Lappen sich bogenförmig entwickeln. Die abgerundeten Kontouren /Umrisse des dekorativen Motivs inspirieren sich womöglich an der Form einer Jakobsmuschel .
Der Begriff „Palmette“ wurde wahrscheinlich vom lateinischen Wort „Palma“ (Handfläche), aber auch vielleicht vom Motiv des Palmenblatts, abgeleitet. Zum Begriff „Coquille“ (Muschel), der alternativ zur „Palmette“ verwendet wird, lässt sich sagen, dass er ein Ornament bezeichnet, „das Meeresmuscheln imitiert und in den Parterrebeeten verwendet wird.“
Das Palmettenmotiv wird häufig im Zusammenhang mit Blattornamenten verwendet, die sich in Rankwerk und Voluten entrollen. Man nennt diese dekorativen Blattmotive im Parterre „Rinceaux“ (Rankenornament). In Echternach ist die zentrale Muschelpalmette von zwei „Feuilles de refend“ (geteilten Blättern) begleitet, die jeweils mit einem „Bec de corbin“ (Rabenschnabel) verziert sind. Zwischen den zwei Blättern erhebt sich ein gekrümmter Stängel mit einer einfachen zweiblättrigen Blüte.
Das Rankenornament entsteht seitlich am Kopfende des Parterre, wo die Rabattenstreifen sich in Volutenform einrollen. Auf diese Weise umrahmt das Rankenornament die Palmette, die zentral von der Urne ausgeht.
Urne
Die Urne, ursprünglich Teil der Dekoration des kleinen Schmuckbeets der Vorkriegszeit, ist nach dem Krieg im Hauptparterre wiederverwendet worden. Da lediglich der mit einer Artischocke verzierte Urnendeckel bis vor kurzem vorhanden blieb, wurde der untere Teil der Urne in Luxemburger Sandstein nachgebildet.
Unterschiedliche Etappen für die Restaurierung der Parterre
Aufgrund der historischen und architektonischen Studie des Parks von 2022 wurde eine stilistische Analyse der Parterre 2023 realisiert, um die Wiederherstellung einzuleiten.
Folgende strukturelle Arbeiten sind realisiert worden:
- Aufstellung der Urne in der zentralen Broderie
- Einfügen von Kantenbändern aus Metall als Wegbegrenzung zu den Außenkonturen der Blumenrabatten
- Bodenverbesserung der Rabatten und Erneuerung des roten Ziegelmehls
- Erneuerung der Bordüren und der Broderie mit Buchsbaum
- Blumenbepflanzung der Rabatten in zwei Phasen:
- vor Erneuerung der Buchsbaumbordüren: provisorische Blumenaussaat („pré fleuri“)
- nach Erneuerung der Buchsbaumbordüren: jahreszeitlich abgestimmte Blumenbepflanzung der Rabatten
A.-J. Dezallier d’Argenville, 1709, „Parterre à l’Angloise“ (Detail)
Liger Louis, La Nouvelle Maison Rustique, 1777 (11. Auflage), Band 2, Nr. 20, Parterre
Detail einer Blumenbeet-Bepflanzung, Park von Veitshöchheim
Überprüfung nach dem genauen Entwurf der ursprünglichen Stickerei
Unterer Teil des Urnenkörpers (Kopie)
Deckel der Urne (Original)
Eisengitter im Bau
Parterre vor der Restaurierung, um 1950/55